Wer sich mit dem Thema Dämmung von einem alten Haus beschäftigt hört schnell: Innendämmung der Außenwand bringt nichts. Ich kann das nicht bestätigen. Und Du kannst Deinen Altbau sogar nachträglich dämmen. Und das sogar selber machen.
Vor 13 Jahren habe ich angefangen mein altes Haus – erstmal Zimmer für Zimmer – von innen zu dämmen. Denn die Außenwand ist neben dem Dach oder Dachboden und der Kellerdecke der Ort, wo am meisten Energie verloren geht.
Mein Grund für einen Innendämmung der Außenwand damals war, dass ich sowieso den Innenputz erneuern musste; inklusive aller Elektroleitungen, Steckdosen und Schalter. Es sprach für mich nichts dagegen in diesem Zuge vor Anbringung des neuen Putzes von innen zu dämmen.
Einen weiteren Vorteil sehe ich darin, dass man immer dann selber dämmen kann, wenn Geld vorhanden ist. Man muss also nicht einen großen Batzen Geld aufbringen, sondern kann sich Stück für Stück durch’s Haus arbeiten. Das ist am Ende sparsamer als die Zinsen für einen Kredit zurückzahlen zu müssen.
Ich zeige Dir, wie Du die Außenwand mit Holzfaserdämmung selber dämmen kannst. Das ist ökologisch und nachhaltig. Außerdem lassen sie die Holzfaserplatten sehr einfach verarbeiten.
Bevor Du überlegst, die Außenwand eines Zimmers von innen zu dämmen, mache Dir Gedanken über den Zustand der Fenster. Denn Fenster solltest Du zuerst erneuern, falls es nötig ist. Allerdings solltest Du nie die Fenster alleine erneuern, ohne die zugehörige Wand zu dämmen.
Denn damit würdest Du aus der Wand die kälteste Stelle der Fassade machen. Das führt in den meisten Fällen zu einem schlechten Raumklima und zu Schimmel. Denn die Luftfeuchtigkeit der Raumluft schlägt sich immer an der kältesten Stelle der Fassade nieder. Den Effekt kannst Du gut beobachten, wenn Du im Sommer ein eiskaltes Getränk in ein Glas gibst. Außen bilden sich sehr schnell Wasserperlen. Das gleiche passiert mit Deiner ungedämmten Wand, wenn das Fenster erneuert wird.
Also: Erst das Fenster – auch das kannst Du selber einbauen. Wenn Du innen dämmen willst, setze das Fenster in der Laibung bündig mit der Innenwand. Dann sparst Du Dir die Dämmung der Fensterlaibung. Achte beim Fensterkauf unbedingt auf einen möglichst breiten Rahmen. Sonst bekommst Du das Fenster nicht mehr auf. Hersteller bauen ihre Fenster meist mit einem extra-schmalen Rahmen.
Alter Putz muss zuerst runter von der Wand
Die Dämmung eines Hauses sollte diffusionsoffen sein. Das bedeutet, dass die Wand atmen kann. Denn dann kann die Luftfeuchtigkeit der Raumluft, siehe oben, durch die Wand hindurch diffundieren. Das geht am besten, wenn die Wand mit Lehmputz oder – wie in meinem Falle – mit Kalkputz verputzt wird.
Ich hatte das Problem, dass ich zwar auf den Mauersteinen der Außenwand einen Kalkunterputz hatte, dieser jedoch mit einem Gipsoberputz verputz war. Und dieser Gips musste erstmal runter von der Wand.
Nachdem ich die ganze Arbeit durchgeführt hatte, weiß ich, welche Werkzeuge NICHT geeignet sind, um den 0,2-1mm starken Gipsputz zu entfernen.
Am liebsten hätte ich hinterher nicht nur mich, sondern ganz Karl-Erwin (der Name meines Hauses, wusstest Du das schon?) Unter die Dusche gestellt.
Nicht geeignet sind folgende Werkzeuge:
- Multitool mit Spachtel. Ich hatte zwar extra eine hochwertige Spachtel gekauft, zu welcher der Verkäufer meinte „die schärft sich selbst beim Benutzen“ (LOL). Diese sah allerdings nach einem halbem m² schlimm aus.
- Geeignet, aber zu lang- und mühsam ist eine normale Spachtel. Also, letztendlich doch ungeeignet.
- Ebenfalls nicht geeignet ist ein Bohrhammer mit breiter Spachtel. Da geht nämlich der komplette Putz runter, inklusive Unterputz, und das soll er nicht.
Mein örtlicher Baumarkt hat keine Putzfräse im Verleih und extra eine kaufen mochte ich nicht.
Der letzte Versuch dann mit einem, bitte nicht lachen, Bandschleifer
Mein Wunsch nach möglichst wenig Staub ging damit zwar nicht in Erfüllung, aber das Ergebnis passt. Tipp: Klebt unbedingt das Schlüsselloch zu, falls ihr das auch so selbermachen wollt. Und rechnet damit, dass ihr viele Schleifbänder braucht.
Solltet ihr das nachmachen, dann nur mit einer guten Staubmaske – Masken hat man ja seit Corona genug daheim. Außerdem informiert bitte Eure Nachbarschaft, keine Wäsche rauszuhängen und auch das frisch gewaschene Auto eine Strasse weiter abzustellen. Kein Witz!
Man sollte auch beim Arbeiten nicht damit rechnen, zu sehen, was man tut.
Achja, man selbst sieht dann hinterher etwa so aus. Ich weiß nun, warum Verputzerinnen und Verputzer weiße Kleidung tragen.
Alter Putz runter? Dann Dämmung vorbereiten
Die Dämmplatten habe ich dann erst zurecht gesägt, an die Wand gepuzzelt und durchnummeriert. Wenn ihr das Fenster innen bündig gesetzt habt, dann lasst ihr die Dämmplatte etwa einen Zentimeter über den Rahmen stehen. So vermeidet ihr eine Wärmebrücke.
Die Holzfaser-Dämmplatten gibt es von verschiedenen Herstellern. Sie haben eine handliche Größe und lassen sich gut mit der Handkreissäge sägen. Eine Staubmaske braucht man da natürlich auch. Der Dreck hält sich aber wirklich in Grenzen.
Die Dämmplatten werden dann mit einer Schicht Putz auf die Innenwand geklebt. Den Putz mische ich immer selbst. Aus Weißkalkhydrat und Flussand. Den bekomme ich hier aus der Region günstig. Weißkalkhydrat, das man im Baustoffhandel oder Internet auch unter dem Namen CL90 bekommt ist wirklich sehr, sehr günstig. Mit dem Pulver kannst Du Mörtel, Putz und Farbe anmischen. Kalkputz wirkt alkalisch und sorgt so für ein tolles Raumklima. Auch Lehputz verbessert das Raumklima da er Feuchtigkeit aus der Raumluft aufnehmen und wieder abgeben kann. Alkalisch ist jedoch nur der Kalk. Schimmel hat darauf keine Chance.
Nachdem also alle Dämmplatten mit der Kreisssäge vorgeschnitten und -gepuzzelt und durchnummeriert waren, geht es los.
Wenn man schlau ist, bereitet man auch die Fensterbank schon vor, solange die Platten an der Wand stehen. Man sollte die Platten dann an der entsprechenden Stelle noch Einschneiden damit dort später (vor dem Verputzen) die Fensterbank gesetzt werden kann.
Dann wird alles wieder entpuzzelt. Nun auf der Wandseite die Platten einmal mit sehr dünnflüssigem Putz vorstreichen. Sonst hält der Putz später nicht. Auch an der Wand muss eine Schicht Putz angebracht werden.
Damit ich später immer genau die Stelle an der Wand einputzen kann, an welcher die Platte kommt, habe ich beim auseinanderpuzzeln mit Bleistift die Wand markiert. Der Putz zieht auf der Wand trotz vornässen einfach sehr schnell an und mit Markierungen hatte ich zumindest eine realistische Chance die Platte in den Putz zu klopfen und festzudübeln, bevor der Putz halb fest ist.
Achja, die Platten werden nicht nur vom Putz an der Wand gehalten, sondern mit Dämmstoffdübeln in der Wand dahinter verankert. Dafür bohrt man an 2-3 Stellen mit einem langen Bohrer durch die Dämmplatte in die Wand. Dann wird der Dübel eingesetzt und mit einem Splint befestigt.
Vorgepuzzelt und durchnummeriert
In folgender Reihenfolge – und nur in dieser – lässt sich die Dämmung am besten anbringen, sofern man nur zwei Hände zur Verfügung hat.
- Wand gut vornässen.
- Mit der Zahnspachtel Putz auf die Platte auftragen.
- Putz für diese eine Platte auf die Wand auftragen
- Platte in den Putz klopfen
- Überstehenden Putz mit der Spachtel sofort von der Wand nehmen, zurück in den Eimer damit
- Festdübeln
- Zurück zu Schritt 2
Die Lücken zwischen Wand und Decke sollte man mit Hanf oder Ähnlichem ausstopfen.
Wenn alles an der Wand ist, kannst Du die Platten nun auch von der Zimmerseite mit ganz dünnem Putz streichen. Das erleichtert das Aufziehen des Putzes später erheblich.
Und wenn das mal fertig ist, dann fängt es endlich an Spaß zu machen.
Verputzen. Yeah! I love it!
Ich habe erst eine Schicht Putz aufgezogen, dann Jute als Rissbrücke eingearbeitet (die Jutebahnen hatte ich natürlich auch schon vorgeschnitten).
Das schöne ab jetzt ist, dass man sich vollkommen entspannen und Zeit lassen kann. Denn auf den Platten zieht der Putz extrem langsam an. Selbst nach 10 Stunden ist er noch zu feucht zum Abpinseln oder Abreiben. Man kann also getrost die ganze Wand verputzen und dann in einem Rutsch die Jutebahnen einlegen.
Dann kann man entweder noch eine Schicht aufziehen, oder man macht das ein paar Stunden später.
Meine Erfahrung sagt mir mittlerweile, dass ich früher den Putz immer viel zu fest angemischt hatte. Im Sinne von zu trocken.
Wenn er flüssiger ist, fällt er zwar leichter von der Kelle, aber er lässt sich wesentlich einfacher und schöner aufziehen.
Daher meine Empfehlung: Nimm Dir einen Eimer und mische hier den dünnflüssigen Putz noch mit 1-2 Kellen Sand, so dass er wieder etwas dicker ist. Mit diesem verputzt Du zuerst die Ecken und Übergänge zur Decke; das sind die schwierigsten Stellen. Außerdem natürlich die Laibungen, die ich bei mir abgerundet habe. Das finde ich hübscher und es gibt mehr Stabilität. Bei geraden Kanten gehört eine Eckschiene rein.
Mit dem dünnen Putz kann man dann die großen Flächen weiter bearbeiten.
Stromleitungen hatte ich vor dem Verputzen gelegt und Steckdosen gesetzt. Hinterher wäre das ungeschickt. Also vorher nochmal überlegen, ob man nicht später irgendwo doch noch eine Stromquelle brauchen könnte.
Den Kalkputz könnt ihr zum Finish mit einem Reibebrett oder Pinsel bearbeiten. Je nachdem, was ihr für eine Struktur möchtet. Dann am besten in den leicht feuchten Putzen direkt Streichen. Das kann Kalk- oder Lehmfarbe sein. Ich bevorzuge Kalkfarbe.
Während dieser Phase der Haussanierung fragte mich doch tatsächlich jemand, ob ich ein Schloss hätte, da ich ja schon viele Jahre renoviere.
Ähh, ich weiß ja nicht, wie das andere machen, aber ich mache das mit meinen Händen. Und von denen habe ich nur zwei 😉 Also: bloß nie aus der Ruhe bringen lassen.